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Stromnetzentgelte steigen rasant

Die jüngste Untersuchung des Bundesverbandes der Energieabnehmer (VEA) über die Stromnetzentgelte in Deutschland innerhalb der letzten zwölf Monate wirft ein Schlaglicht auf die sich verändernde Landschaft der Zusammensetzung der Energiekosten für Unternehmen mit Mittelspannung. In dieser Erhebung wurden die Gesamtnetzentgelte von knapp 800 Großunternehmen analysiert. Dabei lag der Fokus auf Sondervertragskunden mit kontinuierlicher Leistungsmessung durch RLM-Zähler. Die Ergebnisse offenbarten eine deutliche Zunahme der Stromnetzentgelte, die Unternehmen im letzten Jahr im Durchschnitt um bis zu 27 Prozent belasteten.

Regionale Unterschiede und steigende Stromnetzentgelte

Im Detail zeigt sich, dass die durchschnittlichen Stromnetzentgelte im Mittelspannungsbereich bei fast 7 Cent pro Kilowattstunde liegen, während sie im Niederspannungsbereich über 11 Cent pro Kilowattstunde betragen. Die Preise in der Mittelspannung sind demnach im letzten Jahr um durchschnittlich 1,47 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. In der Niederspannung ist ein Anstieg um 2,02 Cent pro Kilowattstunde zu verzeichnen.

Ein besonders alarmierender Aspekt dieser Untersuchung sind die enormen Preisunterschiede zwischen den einzelnen regionalen Netzbetreibern. Zwischen den günstigsten und teuersten Anbietern können Preisunterschiede von bis zu 300 Prozent bestehen. Dies zeigt, dass die Kosten für die Nutzung des Stromnetzes je nach Region und Anbieter erheblich variieren können. Diese starken Preisunterschiede werfen Fragen nach der Fairness und Transparenz in der Preisgestaltung auf. Dabei gewinnt die Diskussion über eine gerechtere Verteilung der Kosten und eine bundesweit einheitliche Regelung zunehmend an Bedeutung.

Ursachen des Anstiegs der Stromnetzentgelte

Die Stromnetze werden durch den steigenden Strombedarf in der Industrie und durch die zunehmende Verbreitung von Elektrofahrzeugen sowie Wärmepumpen immer weiter strapaziert.  Zeitgleich steigt der Anteil regionaler volatiler Energieerzeugung. Beide Faktoren zusammen belasten das gesamte öffentliche Stromnetz dermaßen, dass der jahrelang prognostizierte und bisher noch nicht vollzogene Netzausbau durch die Netzbetreiber immer dringlicher wird. Diese Aufgabe soll durch die Netzentgelte finanziert werden. Faktisch wurde der langsame Netzausbau bisher auch aus Subventionen mitfinanziert.

Weitere dramatische Anstiege erwartet

Nach dem Urteil des Verfassungsgerichts von November 2023 und den anschließenden Entscheidungen zum Bundeshaushalt 2024 werden die Netzentgelte in Deutschland weiter deutlich steigen. Die neueste Erhebung des VEA bestätigt die Prognosen, die Experten bereits im Dezember 2023 voraussagten. Damals hieß es bereits, dass die Streichung der Subventionen von 5,5 Milliarden Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds für Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) die kumulierten Netzentgelte im Jahr 2024 um geschätzte 60 % zu 2023 erhöhen.

Fazit

Die Stromnetzentgelte in Deutschland sind innerhalb eines Jahres rapide gestiegen. Sie belasten Unternehmen erheblich und weisen regionale Unterschiede von bis zu 300 Prozent auf. Die Ursachen liegen im wachsenden Strombedarf, der Verbreitung von Elektrofahrzeugen und dem Ausbau erneuerbarer Energien. Die Streichung von Subventionen für Übertragungsnetzbetreiber wird voraussichtlich zu einem weiteren Anstieg um bis zu 60 Prozent im Jahr 2024 führen. Diese Entwicklung unterstreicht die Dringlichkeit einer gerechten und transparenten Reform der Energiepolitik.

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