Die ohnehin schon angekündigte Erhöhung der Netzentgelte um 10 Prozent wird nach dem Verfassungsgerichtsurteil vom 15. November 2023 und der anschließenden Einigung der Ressortminister zum Bundeshaushalt 2024 nun deutlich höher ausfallen. Grund dafür ist die geplante Streichung der Subventionen für die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB). Dadurch werden sich die kumulierten Netzentgelte in 2024 um etwa 60 Prozent erhöhen.
Regionale Verteilnetzbetreiber (VNB) erhöhen Beträge um bis zu 19 %
Noch Anfang November 2023 teilte das Bundeswirtschaftsministeriums auf eine kleine Anfrage der Unions-Bundestagsfraktion mit, dass die Netzentgelte für 2024 durchschnittlich zwischen 10 und 11 Prozent steigen werden. Die damals prognostizierte Steigerungsrate ging noch von einem weiterhin subventionierten Netzentgelt für die Übertragungsnetzbetreiber aus. Diese Berechnung basierte auf einer angekündigten Erhöhung der VNBs für 2024 zwischen 15 und 19 Prozent.
Verdopplung der ÜNB-Netzentgelte in 2024
Aufgrund einer Haushaltsneugestaltung wurde jedoch der zuvor zugesagte Zuschuss von 5,5 Milliarden Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds zur Unterstützung der Netzentgelte gestrichen. Daher kündigten die ÜNBs 50Hertz, Amprion, Tennet und Transnet BW an, die Übertragungsnetzentgelte für das nächste Jahr zu erhöhen. Im Durchschnitt werden sie sich jetzt auf 6,43 Cent pro Kilowattstunde mehr als verdoppeln. Im Jahr 2023 lagen sie aufgrund des Zuschusses noch bei 3,12 Cent pro Kilowattstunde.
Anders als die regional äußerst unterschiedlichen Netzentgelte der VNBs, sind die Preise für die Strom-Durchleitung der ÜNBs bundesweit einheitlich. Die Berechnung basiert auf der von der Bundesnetzagentur festgelegten Kostenbasis (Erlösobergrenze/EOG) unter Berücksichtigung gesetzlicher und regulatorischer Anpassungen sowie der voraussichtlichen Absatzmengen für das Jahr 2024.
Gesamt-Netzentgelte steigen in 2024 um bis zu 60 Prozent
Zu der Erhöhung der VNBs von durchschnittlich 17 % kommt nun noch die Steigerung der ÜNBs von rund 100 Prozent in 2024 hinzu. Nach den Berechnungen von CUBE CONCEPTS bedeutet dies nach dem üblichen Verteilschlüssel von 55 zu 45, dass sich die kumulierten Netzentgelte zumindest für private Haushalte im kommenden Jahr um knapp 60 Prozent erhöhen werden. Energieintensive Unternehmen, die üblicherweise äußerst individuelle Stromlieferverträge abschließen, werden die Erhöhung der Gesamt-Netzentgelte ebenfalls deutlich spüren. Die Kosten dafür werden in der Regel direkt 1:1 in den Stromrechnungen weitergegeben.
Für Unternehmen wird erwartet, dass die Netzentgelte für die Stromübertragung und -verteilung bundesweit um 30 Prozent steigen. Während der durchschnittliche Leistungspreis im Jahr 2023 deutschlandweit bei 133,00 EUR/kW lag, liegt er nun bei etwa 173,00 EUR/kW. Regional schwanken die Anstiege enorm. Experten rechnen damit, dass die Leistungspreise in Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz um über 40 Prozent steigen werden. Beispielsweise erhöht die Getec net GmbH ihre Preise von durchschnittlich 143,43 EUR/kW auf 228,77 EUR/kW. Die entspricht einem Anstieg von rund 60 Prozent. Die TEN Thüringer Energienetze GmbH & Co. KG folgt mit einer Steigerung um 50 Prozent, von 139,76 EUR/kW auf 209,12 EUR/kW. Die EGT Energie GmbH erhöht ihre Preise um etwa 30 Prozent, von 175,71 EUR/kW auf 229,39 EUR/kW. Nur in den nördlichen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein halten sich mit Preisanpassungen knapp unter der Grenze von 10 Prozent.