facebook
Stromnetz-Ausbau-wird-teurer

Stromnetz-Ausbau wird teurer als geplant

Die Investitionskosten für den dringend notwendigen Stromnetz-Ausbau in Deutschland steigen mit jeder neuen Schätzung. Nach den neuesten Berechnungen der Bundesnetzagentur, die auf dem aktuellen Netzentwicklungsplan (NEP) basieren, belaufen sich die notwendigen Investitionen bis 2045 jetzt für die Übertragungsnetze 327,7 und für die Verteilnetze rund 200 Milliarden Euro. 2023 lagen die Schätzungen noch bei etwa 300 bzw. 150 Milliarden Euro.

18.000 km neue Trassen für den Stromnetz-Ausbau

Die vier großen Übertragungsnetzbetreiber rechnen damit, dass sich der Stromverbrauch in Deutschland bis 2045 verdoppeln wird. Zusätzlich werde der Anteil der erneuerbaren Energien bis dahin auf etwa 700 GW jährlich steigen, prognostizieren sie. Das aktuelle, rund 37.000 km lange, deutsche Stromnetz ist heute bereits komplett überlastet. Um dem künftigen Bedarf gerecht zu werden, soll das Stromnetz demnach um 18.000 km erweitert werden. Geplant sind dazu drei neue Nord-Süd-Trassen und zwei neue Ost-West-Trassen mit einer Gesamtlänge von 4.800 km. Darüber hinaus rechnen die Experten mit 8.500 km neuer Trassen für die Anbindung von Offshore-Windparks. Die restlichen 4.700 km dienen der Verstärkung vorhandener Verbindungen.

Kostentreiber für Stromnetz-Ausbau

Die Schätzungen der Investitionskosten für den Stromnetz-Ausbau steigen aus verschiedenen Gründen ständig weiter. Ein wesentlicher Treiber sind nachgereichte oder veränderte Projekte sowie der globale Wettbewerb um elektrotechnische Komponenten. Die große weltweite Nachfrage nach speziellen Produkten, die für den Stromnetz-Ausbau benötigt werden, lassen die Preise steigen. Zudem erfordert die zunehmende Einspeisung dezentraler Stromerzeuger wie Wind- und Solaranlagen sowie der rasant wachsende Stromverbrauch durch Wärmepumpen und Elektroautos erhebliche Investitionen in den Ausbau und die intelligente Steuerung der Verteilnetze.

Die Energiewende verlangt umfangreiche Leitungsnetze, insbesondere um grünen Strom aus dem Norden Deutschlands in den Süden zu leiten. Zusätzlich muss er von den dezentralen EE-Anlagen zu den Verbrauchern transportiert werden. Hierbei tragen Inflation, höhere Material- und Personalkosten sowie juristische Auseinandersetzungen zu den gestiegenen Kosten bei.

Die Entscheidung aus dem Jahr 2015, die unterirdische statt oberirdische Stromtrassen bevorzugt, hat ebenfalls zu erheblichen Kostensteigerungen geführt. Der Bau von Erdkabeln ist teurer, komplizierter und wartungsintensiver. Das Veto Bayerns verzögerte Projekte wie Südlink und Südostlink signifikant, wodurch auch die Akzeptanz der Öffentlichkeit für die Energiewende gefährdet wurde. Die Bundesnetzagentur schätzt, dass 35,3 Milliarden Euro eingespart werden könnten, wenn stattdessen Freileitungen verwendet würden. Obwohl einige Bundesländer und politische Parteien eine Rückkehr zu den günstigeren Freileitungen fordern, lehnt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck eine Änderung der Regelung ab, um weitere Verzögerungen und zusätzliche Planungskosten zu vermeiden.

Unklare Kostenverteilung des Stromnetz-Ausbau

Die Kosten für den Stromnetz-Ausbau werden hauptsächlich durch die Stromnetzentgelte der Verbraucher gedeckt. Diese Entgelte haben sich im letzten Jahr für private Haushalte bereits von 3,12 auf 6,43 Cent pro Kilowattstunde mehr als verdoppelt und müssten vermutlich künftig weiter steigen. Noch sind die politischen Entscheidungen zur Finanzierung des Stromnetz-Ausbaus nicht endgültig getroffen. Alternativ zu Netzentgelt-Erhöhungen könnte die Bundesregierung einen Teil der Kosten aus Steuermitteln finanzieren oder die Energiekonzerne verpflichten, die Kosten selbst zu tragen. Für Förderungen und Subventionen müsste sie allerdings Haushaltsmittel zur Verfügung stellen.

Netzbetreiber und Energieunternehmen haben auch die Möglichkeit, privatwirtschaftliche Investitionen über langfristige Finanzierungsmodelle wie Kredite oder Anleihen abzusichern. Dazu bieten sich beispielsweise Public-Private-Partnerships (PPP) oder Grüne Anleihen (Green Bonds) an. Internationale Entwicklungsbanken wie die Europäische Investitionsbank (EIB) können ebenfalls Finanzierungshilf durch Kredite und Darlehen bieten. Diese sind durch langfristige Verträge und stabile Einnahmequellen abgesichert und bieten besonders für Projekte mit starkem öffentlichen Interesse Finanzierungshilfe an.

Insgesamt erfordert die Finanzierung des Stromnetz-Ausbaus in Deutschland einen Mix aus verschiedenen Quellen, um die erheblichen Kosten zu decken und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Finanzierung tragfähig und gerecht verteilt ist. Dabei ist sowohl eine langfristige Planung als auch eine Anpassungsfähigkeit an sich ändernde wirtschaftliche und technologische Rahmenbedingungen entscheidend.

Fazit

Die Finanzierung des Stromnetz-Ausbaus in Deutschland stellt eine erhebliche Herausforderung dar, da die Kosten kontinuierlich steigen. Aktuelle Schätzungen der Bundesnetzagentur belaufen sich bis 2045 auf 327,7 Milliarden Euro für die Übertragungsnetze und rund 200 Milliarden Euro für die Verteilnetze. Kostentreiber sind veränderte Projekte, der globale Wettbewerb um elektrotechnische Komponenten, der erhöhte Bedarf durch erneuerbare Energien, Wärmepumpen und Elektroautos sowie die Entscheidung für teurere unterirdische Trassen.

Ob sich die aktuelle höhere Kostenschätzung des Stromnetz-Ausbaus aufgrund der wirtschaftlichen und technologischen Veränderungen überhaupt für eine langfristige Planung eignet, wird sich zeigen. Bisher wurden die Zahlen immer nur nach oben korrigiert.

Weitere interessante Beiträge

Trennschalter bei PV-Anlagen - Header

Trennschalter bei PV-Anlagen

Grundsätzlich gibt es verschiedene Arten von Trennschalter bei PV-Anlagen. Ihr Einsatz ist spätestens seit 2006 gesetzlich vorgeschrieben und sie sind ein wichtiger Bestandteil eines sicheren

Weiterlesen »
Solar-Carports - Luftbild

Newsletter Anmeldung